BB X Bauwesen, 1675-1981 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Identifikationsbereich

Signatur:BB X
Titel:Bauwesen
Entstehungszeitraum:1675 - 1981
Zusätzliche Begriffe:Travaux publics, bâtiments, ponts, chaussées, routes

Angaben zur Benutzung

Bemerkungen:Vgl. Verwaltungsgeschichte
Findhilfsmittel:Die einzelnen Aktenbände (Theken) sind in der Regel mit einem Aktenverzeichnis versehen ("Spezifikation der Akten").

Angaben zum Kontext

Verwaltungsgeschichte:Die Geschichte der modernen bernischen Bauverwaltung setzt mit der liberalen Verfassung von 1831 ein. Gemäss dem „Gesetz über die Organisation der Departemente des Regierungsrates“ vom 8. November 1831 trat an die Stelle des bisher (nebst verschiedenen Kommissionen) verantwortlichen Bauamtes das neu geschaffene Baudepartement. Diesem oblagen der staatliche Hoch-, Strassen- und Brückenbau, der Wasserbau, die Strom- und Flusspolizei, die Schifffahrt, die Aufsicht über alle durch das Wasser getriebenen Radwerke sowie die an den Ufern von Flüssen, Strömen und Seen vorzunehmenden Bauten. Dazu beaufsichtigte das Baudepartement die Verteilung von Bewilligungen und Konzessionen zur Nutzung der Wasserkraft.

Im Zuge der Verwaltungsreformen von 1846 wurde das Baudepartement in Direktion der öffentlichen Bauten umbenannt. 1874 erfolgte eine Reorganisation der Behörde, wobei die neu entstandene Verwaltung weitgehend dieselben Bereiche wie ihre Vorgängerinstitutionen zu betreuen hatte: den Hochbau, den Strassenbau, den Wasserbau und die Wasserpolizei.

Mit dem Beginn des Eisenbahnzeitalters und der Intensivierung der Juragewässerkorrektion in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veränderte sich das Gesicht der staatlichen Bauverwaltung grundlegend. Die neu anfallenden Aufgaben überstiegen die Kapazitäten der alten Baudirektion bei weitem. Deshalb gingen die Eisenbahn- und Meliorationsgeschäfte 1854 an die neu geschaffene Direktion der Eisenbahnen und der Entsumpfungen über. Das Entsumpfungswesen wurde 1864 der Direktion der Domänen, Forsten und Entsumpfungen zugeteilt; 1878 entstand daraus die eigenständige Direktion der Entsumpfung und des Vermessungswesens. Gleichzeitig mit der Loslösung des Entsumpfungswesens war 1864 eine selbständige Direktion der Eisenbahnen geschaffen worden.

Als in den Achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts die staatliche Eisenbahn- und Entsumpfungspolitik eine gewisse Beruhigung erfuhr, wurde die Verwaltung der neuen Lage angepasst und entsprechend redimensioniert. Das „Dekret betreffend die Einteilung und Verwaltung der Direktionen des Regierungsrates“ vom 22. Mai 1889 sah nur noch neun Direktionen vor, wobei das Eisenbahn-, Entsumpfungs- und Vermessungswesen der Direktion der öffentlichen Bauten zugeteilt wurden.

Die Verfassungsrevision von 1893 und das „Dekret betreffend die Umschreibung und Organisation der Direktionen des Regierungsrates“ vom 30. August 1898 veränderten das Gesicht der bernischen Staatsverwaltung noch einmal. Die gesamte Staatsverwaltung wurde in 16 „Verwaltungen“ (=Geschäftsbereiche) eingeteilt. Aus diesen „Verwaltungen“ wurden, entsprechend der Zahl der Mitglieder des Regierungsrates, neun Direktionen gebildet. Als „klassische“ Kombination schälte sich im Laufe der Zeit die Direktion der Bauten und der Eisenbahnen heraus.

Die 1898 gefundene Regelung hatte während fast siebzig Jahren Bestand. Zahlreiche neue Verwaltungsaufgaben des Staates im Bereich der Wasser- und Energiewirtschaft führten dann zu einer erneuten Aufgabenteilung. Durch ein Dekret vom 2. Februar 1966 genehmigte der Grosse Rat eine weitere Neuordnung der Direktionen des Regierungsrates und schuf die Direktion für Verkehr, Energie- und Wasserwirtschaft (VEWD). Im gleichen Zeitraum wurde die Baudirektion neu organisiert (Dekret vom 14. September 1967), wobei insbesondere den Belangen des einsetzenden Nationalstrassenbaus Rechnung zu tragen war. Die Baudirektion bestand nun aus dem Sekretariat (inkl. Rechtsabteilung), dem Hochbauamt, dem Tiefbauamt, dem Autobahnamt, dem Vermessungsamt und dem Planungsamt.
1983 (Dekret vom 31. August) wurde die bernische Bauverwaltung ein weiteres Mal reorganisiert. Die breit angelegten raumplanerischen Aktivitäten des Kantons machten die Schaffung eines Raumplanungsamtes notwendig. Die Baudirektion umfasste von nun an fünf Ämter, nämlich das Rechtsamt, das Raumplanungsamt, das Vermessungsamt, das Hochbauamt und das Tiefbauamt.
Die Reduktion der Anzahl der Regierungsratssitze von neun auf sieben (1989) hatte schliesslich die bisher letzte Umgestaltung der bernischen Bauverwaltung zur Folge. Am 1. Januar 1993 trat eine neue Aufbauorganisation der gesamten Staatsverwaltung in Kraft, welche die 1966 beschlossene Trennung von Baudirektion und Direktion für Verkehr, Energie und Wasser wieder rückgängig machte. Die Ämter der beiden Direktionen wurden in der Direktion für Bau, Verkehr und Energie zusammengelegt; neue Aufgaben kamen nicht dazu. Die bisherigen Ämter blieben in ihrer alten Form bestehen; lediglich das Raumplanungsamt wurde ausgegliedert (neu: Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion).

Benutzungshinweise:

Der Bestand „Bauwesen 1831 ff.“ ist, wie die meisten Bestände des 19./20. Jahrhunderts im Staatsarchiv des Kantons Bern, ein Mischbestand. Für grosse Teile ist die Provenienz, die staatliche Bauverwaltung, eindeutig feststellbar. Dazu wurden dem Bestand im Laufe der Zeit Archivalien anderer Behörden zugefügt. Bei der gegenwärtigen Inventarisation wurden Akten folgender Provenienzen festgestellt:

- Baudepartement (bis 1846)
- Baudirektion (ab 1846)
- Direktion der Domänen, Forsten und Entsumpfungen
- Eisenbahndirektion
- Direktion des Innern
- Finanzdirektion
- verschiedene Bezirksverwaltungen
- persönliche Nachlässe

Die heute feststellbaren Strukturen des Bestandes wurden teils in der Verwaltung, teils im Archiv geschaffen. Sie wurden bei der gegenwärtigen Inventarisation weitgehend übernommen. Nicht alle, im Laufe der Zeit entstandenen Widersprüche konnten dabei behoben werden. Insbesondere wurde darauf verzichtet, bereits erschlossene Bestände (Bsp. Eisenbahnen, Cadastre du Jura) gemäss ihrer ursprünglichen Provenienz ins Bauwesen zurückzuführen.

Bei der Bearbeitung von Themen aus dem Bereich des Bauwesens des 19. und 20. Jahrhunderts sind in jedem Fall weitere Bestände zu konsultieren. Die wichtigsten in Frage kommenden Archivabteilungen sind:

- Bestand Direktion für Verkehr, Energie und Wasserwirtschaft (BB 10)
- Bestand Domänen, Forsten etc. (BB VIa)
- Bestand Finanzwesen (BB VII)
- Bestand Inneres und Volkswirtschaft (BB IV)
- Archivabteilung Karten und Pläne

Das Bestandesinventar BB X beinhaltet in der Regel diejenigen Akten, Materialien, Pläne etc., welche die staatliche Bauverwaltung seit 1831 produziert hat. Der Bestand geht indessen weit über den zeitlichen Rahmen hinaus, in welchem sich die vergleichbaren Archivbestände des 19. und 20. Jahrhunderts (Signaturen mit römischen Ziffern) bewegen. Der Bestand BB X enthält Vorakten, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Andererseits wurden ihm (teils in der Verwaltung, teils im Archiv) Akten bis in die jüngste Zeit beigefügt. Die ursprüngliche, klare Gliederung mit Registraturperioden von 1831-1930, 1931-1949 und 1950-1964 ging dabei weitgehend verloren. Der Bestand enthält heute Dokumente aus über 300 Jahren, nämlich von 1675 bis 1981! Da den einzelnen Mappen und Schachteln während Jahrzehnten Dokumente beigefügt bzw. entnommen worden sind, ist den auf den Archivalien und im Inventar angegebenen Randdaten mit Vorsicht zu begegnen.

Vor allem in den Bereichen „Eisenbahn“ und „Flussbau“ enthält der
Bestand BB X Hunderte von originalen Karten und Plänen. Diese sind bis heute weder in den Katalogen des Staatsarchivs noch im Kantonalen Kartenkatalog von Prof. G. Grosjean erfasst worden.
Mit dem „Bauwesen 19./20. Jahrhundert“ liegt nun auch der letzte grosse Archivbestand in moderner Form inventarisiert vor. Das Ergebnis ist zweifellos nicht optimal. Die Bearbeiter haben versucht, den Bestand innerhalb des vorgegebenen Rahmens klar zu gliedern und möglichst benutzerfreundlich zu präsentieren. Rein archivisches Denken musste dabei manchmal in den Hintergrund treten; die „Vorarbeiten“ der vergangenen Jahrzehnte konnten nicht mehr in allen Teilen rückgängig gemacht werden. Wohl in keinem anderen Bestand unseres Archivs traten die „Altlasten“ so deutlich in Erscheinung wie im Bauwesen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Bern, im November 1993

Peter Hurni
Peter Martig
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:Fortsetzung siehe:
BB 9 Baudirektion, 1830 (ca.)-1996 (Bestand)

Fortsetzung siehe:
BB 10 Direktion für Verkehr, Energie- und Wasserwirtschaft, 18. Jh.-20. Jh. (Bestand)
 

URL für diese Verz.-Einheit

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